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Schutzkonzepte bringen Sicherheit für alle Beteiligten

Börde-Berufskolleg und WIR-KITAs kooperieren bei Lehrveranstaltung zum Thema Schutzkonzept / Praxisnähe begeistert Studierende

 

S O E S T . Institutionelle Schutzkonzepte beinhalten einen Leitfaden für einen gewaltfreien Umgang mit Kindern und Jugendlichen und bringen so Sicherheit für alle Beteiligten. Diesem Thema nahmen sich Antje Hopp und Linda Hofmann, Lehrerinnen am Börde-Berufskolleg in Soest sowie die Bereichsleitung der WIR-KITAs der Kita gem. GmbH Hellweg, Anja Nicolin, an. In einer ersten gemeinsam geplanten Lehrveranstaltung für angehende Erzieherinnen und Erzieher der Unter- und Mittelstufe der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA), setzten sich diese intensiv mit Präventions- und Interventionsarbeit gegen Gewalt an ihren Arbeitsplätzen in Kitas und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe auseinander.  

 

„Schutzkonzepte sind in erster Linie ein Leitfaden zur Achtsamkeit. Wir wollten in einer praxisnahen Lehrveranstaltung mit unseren Studierenden dieses wichtige Thema vertiefen und sie für Gefährdungssituationen sensibilisieren“, erinnerten sich Antje Hopp und Linda Hofmann rückblickend auf die Planungen der nunmehr erfolgreich durchgeführten Kooperationsveranstaltung. „Mit den WIR-KITAs und insbesondere mit Anja Nicolin hatten wir schnell kompetente und engagierte Unterstützung für das Projekt gefunden.“

„Prävention und Intervention bei Fällen von Grenzüberschreitungen im Umgang mit den uns anvertrauten Kindern nehmen einen herausragenden Fokus in unserer Arbeit ein.“

 

Anja Nicolin nahm die Vorlage gerne auf: „Wir beschäftigen uns in unserem Arbeitsalltag bei einem Verbund von 180 katholischen WIR-KITAs zwischen Hamm und Siegen nahezu täglich mit der Thematik. Prävention und Intervention bei Fällen von Grenzüberschreitungen im Umgang mit den uns anvertrauten Kindern nehmen einen herausragenden Fokus in unserer Arbeit ein“, beschreibt die Bereichtsleiterin der Kita gem. GmbH Hellweg. Grundlage für diese Arbeit sei stets das institutionelle Schutzkonzept des Trägers, dem alle Mitarbeitenden verpflichtet sind. „Das Konzept gibt uns Handlungssicherheit und schafft klare Strukturen. Deshalb ist es so wichtig, dass alle Mitarbeitenden dieses Papier nicht nur kennen und verstehen, sondern auch überzeugt und sicher mit Leben füllen“, stellt Anja Nicolin fest.

 

„Diesen Schritt vom theoretischen Wissen hin zum praktischen Handeln wollten wir in der Kooperationslehrveranstaltung besonders beleuchten, um die Studierenden zu mehr Handlungssicherheit zu befähigen“, berichten Antje Hopp und Linda Hofmann. Dass es zwischen Theorie und Praxis durchaus Unterschiede gebe, diese Erfahrung konnten die angehenden Erzieherinnen und Erzieher insbesondere durch Fallarberbeit machen. „Wir haben in arbeitsfeldbezogenen Gruppen gearbeitet und zur Grundlage Fälle und Vorkommnisse genommen, die die Studierenden selbst erlebt haben“, führt Linda Hofmann aus. In der Theorie war es den Teilnehmenden oft klar, wie in den Fällen gehandelt werden muss, doch in der tießen die jungen Männer und Frauen oft an ihre Grenzen und zeigten Hemmnisse: „Ich verstehe mich mit meiner Kollegin so gut – da fällt es mir schwer, das jetzt anzusprechen“, beschreibt eine wiederkehrende Situation bei der Darlegung der Handlungsabläufe zu den jeweiligen Fällen. In diesem Kontext fand ein Austausch über die Relevanz und die Entwicklung einer positiven Fehlerkultur in den Einrichtungen statt.

 

„Wenn Schutzkonzepte Sicherheit bringen sollen, dann benötigen alle Beteiligten eine nahezu automatisierte Handlungssicherheit.“

 

Für Anja Nicolin keine ungewöhnliche Situation: „Wenn Schutzkonzepte Sicherheit bringen sollen, dann benötigen alle Beteiligten eine nahezu automatisierte Handlungssicherheit. Es ist in der Praxis das eine, die Mitarbeitenden für mehr Achtsamkeit im Umgang mit dem Schutzbefohlenen zu sensibilisieren. Auf der anderen Seite benötigen die Kolleginnen und Kollegen absolute Sicherheit, um im Fall der Fälle auch ungesehen der beteiligten Personen richtig zu handeln.“ Im Zweifel sei es besser, einmal mehr einen Vorfall zu melden, als einmal zu wenig. „Die Meldung von übergriffigen Handeln ist keine Option, sondern Verpflichtung. Das Schutzkonzept bietet in seinem Ablauf allen Beteiligten Sicherheit – nicht nur den potenziellen Opfern, sondern auch den betroffenen Kolleginnen und Kollegen“, weiß Anja Nicolin aus der Praxis zu berichten. „Nur wenn auffälliges Verhalten gemeldet wird, kann dieses auch auf allen Seiten und zunächst ergebnisoffen geprüft werden. Das schützt auch vor unbedachten und emotionalen Reaktionen, die sonst schnell aufkommen können, wenn das Verhalten nicht im vorgegebenen Handlungsrahmen geprüft wird. Das ist dann schwer wieder einzufangen.“

 

„Der unmittelbare Austausch hat für noch mehr Sensibilität im Umgang mit den Schutzkonzepten gesorgt und gibt mir mehr Sicherheit, die Themen auch im Team anzusprechen.“

 

Die Studierenden des Börde-Berufskolleg waren von der Premiere der Kooperationsveranstaltung mit den WIR-KITAs sehr begeistert. Gerade die Praxisnähe durch die Behandlung eigener Fälle fand ein sehr positives Echo. „Der unmittelbare Austausch hat für noch mehr Sensibilität im Umgang mit den Schutzkonzepten gesorgt und gibt mir mehr Sicherheit, die Themen auch im Team anzusprechen“, lautete eine von vielen Rückmeldungen der Studierenden.

 

Auch Linda Hofmann, Antje Hopp und Anja Nicolin waren sich in ihrer Ergebnisbesprechung einig: Bei der Premiere der Zusammenarbeit soll es nicht bleiben. Schon bald wollen die Beteiligten sich wieder zusammensetzen und die nächste Veranstaltung im November für die Berufspraktikanten und Berufspraktikantinnen der konsekutiven ErzieherIn-Ausbildung besprechen.

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